Moto Morini X-Cape 650 (2021) im Fahrbericht: Raus aus dem Trott und rein in den Dreck (2024)

Die Einladung zur Vorstellung der Moto Morini X-Cape 650 kam spontan und kurzfristig, quasi ohne Vorwarnung. Und so steigen wir ebenso spontan in die Gegenwart ein und lassen die wechselhafte Geschichte (gegründet 1937) von Moto Morini Geschichte sein. Nur soviel sei an dieser Stelle gesagt: Seit 2018 gehört die Marke zur chinesischen Zhongneng Vehicle Group, die bislang primär Scooter mit 50er- und 125er-Verbrennern sowie Elektroantrieb für den heimischen Markt im Portfolio hatte.

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Auf dem ebenen, flachen und deswegen meist geraden Weg zum Ort des Geschehens irgendwo im belgischen Nirgendwo keimte kurz die Frage auf, warum ausgerechnet diese Gegend für die Präsentation gewählt wurde? Ob sich die X-Cape eher kurvenunwillig zeigen würde? Doch vor Ort war die Antwort schnell gefunden. In diesem Teil Belgiens nämlich sind viele kleine Verbindungsstraßen schlicht nicht asphaltiert, auch hat man bei vielen Wegen mit landwirtschaftlichem Charakter offensichtlich das Verbotsschild vergessen. Zudem fand die Vorstellung auch auf einem mit Single-Trails gespickten Privatgelände statt. Kurzum: Ideales Terrain, um die Schlechtwegqualitäten der X-Cape zu erkunden.

Haptische Qualitäten der Moto Morini X-Cape 650

Doch solange sie noch sauber ist, erkunden wir erst einmal die haptischen Qualitäten der Moto Morini X-Cape. Vom Design liegt sie irgendwo zwischen Honda Africa Twin und Yamaha Ténéré 700, bleibt dabei aber erfrischend eigenständig. Wertanmutung und Materialgüte halten auch kritischen Blicken stand. Die Schweißnähte sind fein, die Kunststoffteile passen sauber, sitzen satt und haben einen tiefen Glanz. Leider sind die Aufkleber nicht überlackiert. Doch der positive Eindruck überwiegt bei weitem. Die Scheibe ist ohne Werkzeug verstellbar, die beiden Handhebel sind es auch, die Armaturen sind hinterleuchtet. Das mit 7-Zoll Bildschirmdiagonale gewaltige Display informiert umfangreich und lässt sich selbstverständlich mit dem Smartphone verbinden.

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Moto Morini

Riesiges sieben-Zoll-TFT-co*ckpit mit hoher Informationsdichte und selbstredend Connectivity.

Mit dem Untergrund verbunden ist die gefahrene X-Cape mit Pirelli Scorpion Rally STR Gummis, die vorne auf 19- hinten auf 17-Zoll Speichenräder gespannt sind. Für 300 Euro weniger (7.599 statt 7.899 Euro) stecken Gussräder in der voll einstellbaren Upside-down-Gabel, bzw. Aluminiumschwinge mit 160, bzw. 135 Millimetern Federweg. Hinten lassen sich Vorspannung und Zugstufe justieren.

650er-Twin "inspired by" Kawasaki Z 650

Wir sind nun gespannt, wie das Paket funktioniert und fahren los. Der 650er-Gegenläufer-Twin, der, sagen wir "inspired by" Kawasaki Z 650 ist, startet spontan und gibt sich wie das Vorbild eher hemdsärmelig was die Laufkultur betrifft. Auch schaltet sich das sechsgängige Getriebe deutlich hakiger als das Kawa-Pendant. Bereits nach wenigen Metern biegt der Guide in einen unbefestigten Weg ein, also raus aus dem Sattel und rein in die Rasten. Dabei zeigt sich, dass zumindest für den langbeinigen Autor (1,89 Meter Körpergröße) der Lenker etwas höher sein dürfte. Die ersten Schlaglöcher tun sich auf, die Gabel schluckt sie perfekt, von hinten gibt es aber spürbare Schläge. Später wird der Untergrund ruppiger, der Boden weicher, die Wellen länger und tiefer. Mit lockerer Hand geführt findet die Moto Morini X-Cape ihren Weg, Richtungsänderungen werden durch gezielte Gasstöße eingeleitet bzw. unterstützt.

A2-Variante ab November 2021

Der offen 61 PS und 56 Nm leistende Twin hängt linear und fein dosierbar am Gas, geizt aber ab etwa 6.000/min nicht mit Vibrationen. Ab November wird es die Moto Morini X-Cape 650 auch in einer A2-Variante mit 48 PS, die offene steht ab September beim Händler.

Während die Gabel bei der ersten Begegnung alle Aufgaben mit Bravour meisterte, muss das Federbein Kritik einstecken. Auf den langen Wellen pumpte es heftig und ging bei harten Kanten auch schon mal auf Block. Möglichkeiten zur Feinjustierung gab es vor Ort nicht, da lässt sich vielleicht noch etwas verbessern.

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Moto Morini

Richtige Kurven sind in diesem Teil Belgiens ein rares Gut.

Straßenorientierte Bremsanlagen sind bei Offroad-Einlagen gnadenlos unterfordert, so auch diese. Vorne zwicken zwei klassische Brembo-Doppelkolben-Schwimmsättel in 298er-Scheiben, hinten ein Zweikolben-Festsattel in eine 255er-Disc. Im Offroad-Modus ist das ABS hinten deaktiviert.

Und wie sieht es nun mit der eingangs vermuteten Kurven(un)willigkeit aus? Die Antwort auf diese Frage müssen wir bis zum ersten richtigen Test zurückstellen, denn richtige Kurven sind in diesem Teil Belgiens in der Tat ein rares Gut. Die, die wir fanden, waren eher harte Ecken, aber auch da machte die Moto Morini X-Cape 650 eine gute Figur. Lassen wir uns also überraschen, ob der Markt die Morini akzeptiert. Verdient hätte sie es.

Fazit

Ein schlauer Kopf hat einmal gesagt: "Vorurteile beruhen oft auf gelebten Erfahrungen. Meist auf denen von anderen." Wenn man sich ein eigenes Bild machen kann, sieht das Ergebnis oft ganz anders aus. So darf man der Moto Morini X-Cape 650 attestieren, dass der oftmals gebrauchte despektierliche Begriff 'Chinakracher' bei ihr nicht mehr angebracht ist. Bleibt als einziges Fragezeichen die Dauerhaltbarkeit.

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